Noch ein letztes Mal musste ich das Mausoleum sehen, das ich, seit ich es entdeckt hatte, fast täglich besuchte. Vielleicht war der darin ruhende Graf erfreut über solch eine treue Besucherin.
Bei strahlender Sonne ging ich los. Ein Wind umschmeichelte mich, der kurz darauf stärker und fordernder wurde. Es war der Wind, den der Regen vorausschickte, weil er selbst hinter dem Berg nicht zu erahnen war. Der Himmel wurde dunkler, es fielen die ersten Tropfen. Ich harrte auf der Stelle aus und wog ab, was mir weniger gefallen würde. Zurück zum Haus zu gehen, wo dann vermutlich die Sonne wieder scheinen würde oder weitergehen und nass werden, bei dem dunklen Himmel vermutlich bis auf die Knochen, dafür aber meinem Wunsch entsprechend. Ich zog meine Kapuze über den Kopf und wählte letzteres. Es war die richtige Entscheidung, denn als ich oben auf dem Berg ankam, war in der Ferne schon wieder der blaue Himmel zu sehen.
Der Weg so matschig, als würde sich aller Matsch der Welt dort vereinen, schaute ich empor zum Mausoleum, das auch von der Seite ein schönes Motiv abgab. Meine Kamera in der Hand, näherte sich mir eine Joggende platschenden Schrittes. Sie joggte langsam an mir vorbei, doch ich schaute vorsichtshalber, ob ich nicht doch Spritzer abbekommen hatte. Kaum als ich mich meinem Motiv wieder zuwandte, nahm ich eine Bewegung, einem Schatten gleich, vor mir wahr. Es war ein Reh, das über die baumlose Böschung von rechts vor mir vorbei sprang und im Wald verschwand. Wie gut, dass ich immer die Serienbildfunktion eingestellt habe, so konnte ich zielen und drücken und es war im Kasten... Das erste Reh in freier Wildbahn, das ich bei einem Spaziergang durch einen Wald sah.
Ich schug einen schmalen Trampelpfad ein, links und rechts von mir schaute am regennassen Waldboden Waldmeister aus dem Laub, dazwischen standen mit Moos und Flechten behaftete Äste. Als ich das Mausoleum erreichte, lag es mal im Schatten, mal drangen Sonnenstrahlen zu ihm durch. Lang durfte ich mich nicht aufhalten, denn der nächste Termin stand an. Der Wind wurde wieder stärker, umwehte die mit Efeu bewachsenen Baumstämme, welches sich bei der Windstärke teils vom Stamm löste, ein einsames Vogelhäuschen dazwischen.
Gestern ging es wieder nach Hause. Ich fuhr in der Früh los in Richtung Morgen. Die Windräder standen vor pastellfarbenem, rosa Himmel, es sollte ein schöner Tag werden. Die erste Nacht war es ebenso, bis in den frühen Morgen schlief ich ohne einmal zu erwachen und wurde geweckt mit Milchkaffee und Quittengelee auf Toast.
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