Auf dem Weg Heim wollte ich unbedingt einen Abstecher in den Felsengarten Sanspareil machen. Der Parkplatz war leer, nur wenige Menschen waren so früh unterwegs. Die Informationstafel zeigte mir, welchen Weg ich nehmen sollte, um die Felsfomationen zu sehen. An diesem Oktobermorgen war es sehr kalt, so kalt, dass ich es vorzog wieder ins Auto zu steigen, doch blieb ich tapfer und ging meinen Weg. Hinter mir ertönte eine schrecklich grelle Frauenstimme. Die dazu gehörige Dame redete auf einen Mann ein. Sie gingen im gleichen Tempo wie ich und da ich nicht durch die Landschaft eilen wollte um sie abzuschütteln, blieb ich stehen, drehte mich zu den Feldern und tat, als würde ich fotografieren, bis die Beiden an mir vorüberzogen und außer Sichtweite waren.
Um wieder Ruhe zu finden hielt ich inne, drehte mich und lenkte meinen
Blick in den Buchenhain. Direkt vor mir stand ein Baum mit leuchtend gelben Pilzen am Stamm. Nun hatte ich tatsächlich noch ein "echtes" Motiv gefunden. Inspiriert ging ich weiter, obwohl mich
der Wald ein wenig langweilte, ab und an kamen Felsformationen zum Vorschein.
Bald befand ich mich im Ruinentheater, das aussah, als sei es von abertausenden Steinen zusammengesetzt, was ein unruhiges Bild ergab. Ich setzte meinen Weg fort, bis ich auf einem Felsen vor
einer verwitterten Treppe stand. Hinter mir befand sich eine Familie mit einem quengelnden Jungen. Er fragte, ob er dort hoch dürfe. Nachdem der Vater verneinte, meinte er, er wolle da jetzt aber
hoch. Dem großen Bengel war langweilig, ich verstand das... bis ich einen Blick auf die Tafel werfen konnte, die direkt neben dem Felsen stand. Ungläubig schaute ich mir die kleine Hütte auf der
Zeichnung an. Ein Pavillon, der auf dem hohen Felsen thronte und zu dem die verwitterte Treppe hinauf geführt hatte. Ich stellte mir den Pavillon auf dem heutigen Felsen vor und da wandelte sich
etwas in mir. Plötzlich war es nicht mehr der langweilige Wald mit Felsbrocken, es war ein Märchenwald. Wo, wenn nicht dort, sollte es so etwas fabelhaftes gegeben haben?
Fortan ging ich interessierter durch den Hain, sah mir jeden Felsen an, kam zum Belvedere, wo einst auch ein Gebäude auf dem Felsen stand, eine begehbare Treppe führte hinauf, der ich folgte um die herrliche Aussicht zu genießen. Hier war kein Mensch zu sehen und so konnte ich ein wenig träumen, von vergangenen Zeiten, von Frauen mit schönen langen Kleidern und Blumen geschmückten Hüten, von Männern in Gehröcken, Lachen war zu hören und Freude über den schönen fantastischen Garten spürbar...
Treppen unterbrachen die Wege, es war ruhig, ich war immernoch allein.
Spinnenweben hingen im Busch. Ich stieg auf den Pansitz, kam zum Gespaltenen Felsen und schwebte dabei leichtfüßig durch den Felsengarten, den ich nun beschloss zu meinem Garten zu machen. Welch
eine Herrlichkeit muss dieser Garten in früheren Zeiten gewesen sein. Manchmal sah ich tuschelnde und scherzende Mädchen, an der Bärenhöhle saß ein angeketteter Bär. Heute undenkbar, aber
früher... So träumte ich mich zum Ausgang und wäre gerne noch länger geblieben, wäre da nicht die Fahrt nach Haus gewesen...
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